Griechische hagiographische Überlieferung des heiligen Nikolaus. Problemen und Perspektiven. A.Y. Vinogradov (Moskau)
Hundert Jahre nach dem bahnbrechenden Buch von G. Anrich sieht man drei wichtigste Fragen in der Hagiographie von heiligen Nikolaus. Die erste betrifft die Entstehungder Viten; man kannvermuten, dass dieletztere aus den verschiedenen verlorenen Mirakelsammlungen (so wie bekannte syrische) entstanden. Diese Sammlungen waren die Nachfolger der «Praxis de stratilatis», die aus verschiedene Griinden (Hegemon-Verwaltung von Lykien und politischer Hintergrung der Ablabius' Intrige gegen Nepotian, den Schwager vom Kaiser Konstantin dem Grossen) ins 4.–5. Jahrhundert zu datieren sind. Die zweite Frage besteht in der Vermischungsgeschichte der Motiven aus den Viten der heiligen Nikolaus von Myra und Nikolaus von Sion. Anrich suchte die Quelle davon in «Vita compilata», aber neue Funde im Cod. Mosq. GIM 379 geben einen Beispiel der purer Vermischung von Vita per Мiсhаëlеm und Vita Nicolai Sionitae, die auf eine breitere Vorlage zurückgeht, woran eine Quelle auch für andere vermischte Viten offensichtlich zu suchen ist. Die letzte Frage ist des Editionszustandes der Texten; einige Teile der Texten wurden von Anrich nicht veröffentlicht, neue Handschriften (wie Sin. 522 und 525, Mosq. GIM 379) bringen neue wichtige Anderungen in unseres Bild von Nikolaus-Überlieferung.
