Die Ikone des heiligen Nikolaus vom Jaroslav-Hof (Nikolaj Dvoriscenskij) und ihre Legende. Eva Haustein-Bartsch (Recklinghausen, Deutschland)
Im Mittelpunkt des Beitrags steht eine Nikolausikone aus dem Ikonen-Museum Recklinghausen (Deutschland), die 2006 als Geschenk zum 50-jährigen Jubiläum des Museums aus Privatbesitz in dessen Sammlung kam. Die im 19. Jahrhundert gemalte Ikone weist eine ungewöhnliche Komposition auf mit drei Medaillons, einer die ganze Breite des unteren Bereichs einnehmenden Szene und zahlreichen ausführlichen Inschriften. Diese erzählen die Legende von der wunderbaren Auffindung der Rundikone des heiligen Nikolaus und der Heilung des Novgoroder Fürsten Mstislav Vladimirovic im Jahre 1113. Die wundertätige Rundikone wurde in die Ikonostase der in Novgorod auf der Handelsseite beim Jaroslav-Hof aus Stein erbauten Kirche integriert, die auch heute noch unter dem Namen Nikolaus-Kathedrale-im-Palast (Nikolaj-Dvorisčenskij sobor) besteht.
Die Kirche erlebte im 19. Jahrhundert einen neuen Aufschwung, der sich in baulichen Erweiterungen und der Einführung einer Prozession äußerte. Möglicherweise hängt die Entstehung der Ikonographie dieser Ikone und einer weiteren sehr ähnlichen in süddeutschem Privatbesitz mit dem Wiedererstarken der Bedeutung der Nikolaus-Kirche zusammen, im zuge derer man den Gläubigendieder Gründung der Kirche zugrundeliegende Legende in Erinnerung rufen und vor Augen führen wollte.
